![Später Triumph: Ludwig Baumann vor dem Deserteur-Denkmal am Stephansplatz. Fotos: Stahlpress Medienbüro]()
Von Volker Stahl. Für den heute in Bremen lebenden Ludwig Baumann war die Einweihung des Deserteur-Denkmals am Stephansplatz in seiner Heimatstadt Hamburg ein später Triumph. Im Alter von 19 Jahren wegen „Fahnenflucht im Felde zum Tode verurteilt“, entkam er seinem Henker nur mit viel Glück. Jahrzehntelang setzte sich Baumann als Vorsitzender der „Bundesvereinigung Opfer der NS-Militärjustiz“ für die Rehabilitation der Deserteure ein. Mit der Errichtung des Gedenkorts für Deserteure und andere Opfer der braunen Militärrichter durch den Künstler Volker Lang geht für Baumann ein Traum in Erfüllung. Neben dem neuen Denkmal steht seit 1936 das von Richard Kuöhl erschaffene 76er-Denkmal (siehe Kasten rechts) und das vor 30 Jahren eingeweihte, unvollendet gebliebene Gegendenkmal von Alfred Hrdlicka.
Diejenigen, die sich an die in den 1980er-Jahren heftig ausgetragenen Auseinandersetzungen um die von vielen Stadtregierungen vehement abgelehnten Denkmale für Deserteure erinnerten, konnten eine gewisse Rührung nicht verbergen. Da erschien Bürgermeister Olaf Scholz nicht nur persönlich zur Denkmaleinweihung, er huldigte auch dem greisen Weltkriegs-Deserteur neben dem „Kriegsklotz“ aus der Nazizeit: „Die Jahre nach dem Krieg müssen für Ludwig Baumann bitter gewesen sein“, sagte Scholz, „während die Militärrichter Karriere machten, musste er sich beschimpfen lassen.“ Der Sozialdemokrat erinnerte daran, dass Baumann bis 2002 als „vorbestraft“ galt. Die 70 Jahre, die bis zu einer angemessenen Würdigung vergangen sind, seien eine „verstörend lange Zeit“, so Scholz, der das von Volker Lang geschaffene Denkmal als „unmissverständliches Zeichen gegen Kriegsverherrlichung und für Zivilcourage“ bezeichnete. „Hamburg hat umgedacht, und das unwiderruflich.“
Sinnbild dieses Umdenkens ist das fragil wirkende, begehbare Kunstwerk in Form eines gleichschenkligen Dreiecks, das den mächtigen Kuöhl-Klotz auf subtile Weise kontrastiert. Zwei von drei Wänden des transparenten...