![Überglücklich: Nancy, Bewohnerin des Karoviertels, hat ihr Rad wieder zum Laufen gebracht. Fotos: cvs]()
Von Christopher von Savigny. Nancy ist 17 Jahre alt, morgen wird sie 18. Vor einer Woche hat sie zum ersten Mal in ihrem Leben einen Schraubenschlüssel in die Hand genommen, um an ihrem Fahrrad herumzuschrauben. Nancy ist ein bisschen sauer. „Lass nie deinen Freund mit deinem Fahrrad fahren“, sagt sie. Der habe nämlich Schuld, dass das Schaltwerk abgebrochen sei. Nancy hat es zwar geschafft, die Katastrophe halbwegs zu entwirren – aber so richtig läuft ihr weißes Citybike der Marke „Climber“ noch nicht wieder.
Jetzt hockt sie mit Franziska Schultz (34) auf dem Bürgersteig vor der „Schraubstelle“ in der Glashüttenstraße. „Wir müssen die Kette kürzen“, sagt Schultz, eine der drei Mitarbeiterinnen. Seit 25 Jahren gibt es die Selbsthilfewerkstatt im Karoviertel – die einzige in Hamburg, die nur Frauen zugänglich ist. Wer die Werkstatt im Souterrain des Altbaus unweit des Heiligengeistfelds betritt, kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Zeit relativ spurlos an der „Schraubstelle“ vorübergegangen ist: Die drei niedrigen, zusammen 50 Quadratmeter großen Räume wurden notdürftig mit Holzpaneelen ausgelegt, ein Kohleofen sorgt für Wärme an kalten Wintertagen. Maulschlüssel, Zangen, Nietendrücker und weiteres Werkzeug ist in selbstgemachten Regalen und Wandhalterungen untergebracht. An einer kleinen Werkbank können Laufräder und Rahmenteile eingespannt werden. In jedem Eckchen, das nicht zum Arbeiten benötigt wird, stapeln sich gebrauchte Drahtesel, Fahrradrahmen, Felgen und Schutzbleche. Bisweilen wächst die Menge an Gebrauchtteilen den Mitarbeiterinnen über den Kopf. „Wir sind froh, wenn jemand mal etwas Neues braucht“, sagt Petra Vogt (48), die dem ehrenamtlichen Projekt schon seit 24 Jahren die Treue hält.
Noch eine Besucherin: Anna aus St. Pauli hat eine dicke Acht im Vorderrad. Die Arbeit am Zentrierständer erfordert Geduld und Fingerspitzengefühl: Ein bisschen zu weit – und schon beult sich die Felge an anderer Stelle. Geduldig erklärt Vogt,...